Palau
Fast ein Jahr mussten wir warten, bis wir zum Jahreswechsel 2019 / 2020 nach Palau zum Tauchen konnten, nachdem wir diesen Urlaub bereits im Januar 2019 auf der „boot“ in Düsseldorf gebucht hatten. Dementsprechend groß war dann auch die Freude, als es endlich los ging – aber auch die Erwartungen, die parallel mit der Vorfreude auch immer mehr angewachsen waren, waren dann recht hoch.
Allgemeines zu Palau
Palau ist ein Inselstaat in Äquatornähe (nördlich von Neuguinea und noch leicht nördlich vom Äquator) im westlichen Pazifik und gehört zu Mikronesien. Palau hat sage und schreibe circa 20.000 Einwohner. die auf lediglich 11 der 356 Inseln leben.
Von 1899 bis 1914 war Palau deutsche Kolonie. Aus dieser Zeit hat Palau einen seiner spektakulärsten Tauchplätze – den German Channel.
Koror ist sowohl eine Insel, wie auch eine Stadt (sogar ehemalige Hauptstadt Palaus), und der Ort, an dem sich Tauchfreunde aus der gesamten Welt (vornehmlich aber aus Asien und USA) treffen, um zum Beispiel den legendären Tauchplatz Blue Corner betauchen zu können. Mit rund 12.000 Einwohnern ist Koror recht überschaubar.
Palau hat sich stark dem Natur- und Umweltschutz, im speziellen auch dem Schutz der Haie, verpflichtet. Seit September 2003 sind die Gewässer um Palau als Haischutzgebiet ausgewiesen. Um die Umwelt zu schützen, auch wenn die Anzahl der Touristen rund siebenmal höher ist als die Anzahl der Einwohner Palaus, muss jeder Besucher bei der Einreise nach Palau den „Palau Pledge“ (eine Art Verpflichtung, nachhaltig mit der Umwelt umzugehen und diese zu schätzen und zu schützen) unterschreiben. Der „Palau Pledge“ wird in den Reisepass gestempelt.
Getaucht sind wir mit Sam’s Tours. Bei 11 Tauchtagen sollten es am Schluss 33 Tauchgänge werden. Daran kann man schon erahnen, dass es wirklich zu schade ist, auch nur einen einzigen Tauchgang auf Palau auszulassen.
Tauchen auf Palau
Wie gesagt: getaucht sind wir mit Sam’s.
Für uns begann der Tauchtag jeweils um 08:30 Uhr, wenn wir vom Hotel abgeholt wurden. Dann ging es gleich aufs Boot und nach dem Checken der Ausrüstung begann die Ausfahrt. Je nach Tauchwilligkeit aller Gäste auf dem Boot, wurden zwei oder auch drei Tauchgänge während der Ausfahrt angeboten. Wenn es nur zwei Tauchgänge waren, ging es, nach einer kurzen Rückkehr zur Basis, erneut los und der dritte Tauchgang des Tages fand in der Lagune statt. Für uns war dann der Tauchtag jeweils zwischen 17:00 Uhr und 18:00 Uhr zu Ende.
Grundsätzlich gibt es drei hauptsächliche Tauchgebiete, in denen man von Koror aus tauchen kann: Peliliu, Ulong und Ngemelis.
Da Peliliu relativ weit entfernt ist, musste für eine Ausfahrt dorthin eine Mindestanzahl an Tauchern zusammenkommen (mindestens 8), was während unseres Aufenthalts leider nicht der Fall war. Somit wurden ausschließlich die Tauchplätze der beiden anderen Tauchgebiete Ulong und Ngemelis angefahren, die allesamt rund 45 Minuten bis 1 Stunde Fahrt mit dem Speedboot von der Basis auf Koror entfernt sind.
Unser erster Tauchgang war bei den
Blue Holes
Die Blue Holes bieten einen Tauchgang, den man auch gut machen kann, wenn man kein Freund von Höhlentauchgängen ist, da man immer und überall das Licht sieht – von oben über die vier „blue holes“ oder von der Seite, wo sich die beiden Ausgänge befinden.
Man taucht über eines der vier Löcher in der Decke senkrecht in die Kaverne ab, wobei dies eine tolle Lichtstimmung bringt, wenn die Sonne relativ senkrecht steht.
Der Boden der Höhle liegt auf rund 40 Metern, man kann aber bereits bei rund 15 Metern und 25 Metern „ins Freie“ tauchen.
Beim Verlassen der Höhle taucht man „linke Schulter“ weiter und kann bei guten Voraussetzungen und wenn es die Strömung zulässt den Tauchgang bis zum Blue Corner fortführen.
Hat man diesen Check-Dive erstmal überstanden, darf man zu den Top-Tauchplätzen Palaus:
Blue Corner und Siaes Corner
Die Hai-Garantie, vornehmlich an Grauen Riffhaien und Weißspitzen Riffhaien, die dort gegeben ist, macht diese Tauchplätze so berühmt. Am Siaes Corner hatten wir einen Tauchgang, bei dem weit mehr als 30 Haie vor uns patrouillierten.
Viele Haie bedeuten in aller Regel viel Strömung – an diesen Tauchplätzen sollte man also seinen Riffhaken nicht vergessen, um das Schauspiel auch wirklich entspannt genießen zu können.
Palau macht zwar viel für die Natur und die Haie. Das es gar nicht genug sein kann, hatten wir dann leider auch am Tauchplatz Siaes Corner erleben müssen. Einer der patrouillierenden Haie hatte keine Rückenflosse mehr. Auf Nachfrage bestätigten die Guides, dass auch dieser Hai ein Opfer des Finnings wurde: am Anfang habe man den frischen Schnitt oben am Rücken klar erkennen können.
Neben den Haien gibt es in aller Regel noch Barrakudas und viele Napoleons.
Am Blue Corner ist der dominante Napoleon recht zutraulich und kommt mit etwas Glück sehr nah.
Einen Namen hat er auch, nämlich „sausage“.
Unsere beiden Lieblingstauchplätze auf Palau waren
Dexter’s Wall und Sand Bar
Bei Dexter’s Wall hatten wir Tauchgänge mit mehr als 10, zum Teil riesigen Grünen Meeresschildkröten, die mega entspannt im Riff lagen.
Das Riffdach, auf dem sich viele Schildkröten aufhalten, liegt bei rund 10 Metern und bietet fürs Austauchen viele Möglichkeiten zu Suchen und zu Finden. Unterhalb des Riffdachs befindet sich eine wunderschöne, mit Gorgonien und bunten Weichkorallen bewachsene Steilwand.
Sand Bar hat neben einem schönen, bunten Riff zwei Putzerstationen zu bieten:
Bei der ersten Putzerstation werden in rund 25 Metern Tiefe „nur“ Meeresbewohner, wie zum Beispiel Haie und Mantas, von Parasiten befreit. Ein paar Meter weiter, bei der zweiten Putzerstation, werden auch die Taucher auf Wunsch geputzt: Hand-, Ohren- und Zahnreinigung – alles ist möglich.
Bei „Sand Bar“ hatten wir am zweiten Tag unseres Aufenthalts, am 24.12.2019, ein außergewöhnlich tolles Erlebnis.
Der 24.12. war der letzte Tag vor Neumond. Und, jeden Monat, versammeln sich während der letzten drei Tage vor Neumond, die Büffelkopfpapageienfische in riesigen Mengen, um sich zu vermehren. Zwischen 2000 und 4000 Büffelkopfpapageienfische verwandelten das Wasser nach und nach in eine trübe Suppe, während mehrere Männchen ein Weibchen bei der Eiabgabe beglückten. Instinktiv warten die Fische hierbei auf das Einsetzen der Ebbe (outgoing tide), so dass die befruchteten Eier nicht in die Lagune, sondern ins offene Meer gezogen werden, wo es weniger Fressfeinde gibt.
Während in den Tagen vor Neumond die Büffelkopfpapageienfische diese riesige Orgie feiern, tun es vor Vollmond übrigens auch die „Red Snapper“, was wohl nicht minder beeindruckend ist. Beim „Red Snapper Spawning“ schaut wohl regelmäßig auch der ein oder andere Bullenhai vorbei, um sich satt zu essen.
Zwei Tauchplätze, die hervorgehoben werden müssen, gibt es noch auf Palau – nämlich den
German Channel und den Ulong Channel
Von den Deutschen vor gut 100 Jahren ins Riff gesprengt, ist der German Channel heute ein recht guter Garant für Sichtung von Großfisch – vor allem von Haien und Mantas.
Insgesamt gibt es am Ende des Kanals drei Putzerstationen, die hierfür angetaucht werden.
Wir hatten zweimal das Glück dort Mantas anzutreffen und einmal konnten wir eine Schule junger Grauer Riffhaie beim Jagen beobachten.
Der Ulong Channel ist ein natürlicher Kanal mit einem “toten Ende” – also quasi eine Sackgasse.
Je nach Strömung kann man den Kanal in beide Richtung betauchen – in jedem Fall sind die Tauchgänge im Ulong Channel Garanten für entspannte Drift-Tauchgänge.
An Großfisch gibt es am Eingang zum Kanal bei entsprechender Strömung, aber auch im Kanal, immer wieder Graue Riffhaie und Weißspitzenriffhaie zu sehen.
Als weiteres Highlight gibt es im Ulong Channel ein riesiges Salatkorallen-Feld.
Der Ulong Channel zählt auf Palau auf jeden Fall zu unseren Lieblingstauchplätzen.
Der dritte Tauchgang des Tages wurde oft in der Lagune abgehalten..
Hier bieten sich mehrere
Wracks um Palau
an, betaucht zu werden.
So zum Beispiel die Iro, die Chuyo und die Half a Day. Hierbei handelt es sich um Schiffe, meist um japanische Kriegsschiffe, die während des zweiten Weltkriegs bombadiert wurden und dann untergingen.
Bei recht schlechter Sicht und wenig Fisch hatten diese Wracks, aus unserer Sicht, nicht allzuviel zu bieten.
Tragischer Weise kam an der Iro an Heilig Abend ein Taucher einer anderen Basis, mit noch knapp 80 bar in der Flasche, ums Leben. Vermutlich hatte er einen Herzinfarkt. Er wurde über eine Stunde, nachdem sein Verschwinden bemerkt wurde, tot in 30 Metern Tiefe gefunden.
Ein weiteres Wrack, und zwar ein kleines Flugzeug, findet man unweit der Bais von Sam’s – Jake Seaplane. Das Flugzeug liegt, gut erhalten, in flachem Wasser (bei rund 10 – 12 Metern) und bietet sich als entspannter dritter Tauchgang regelrecht an.
Jake Seaplane hat uns Beiden gut gefallen.
Wurden unsere
Erwartungen zum Tauchen um Palau
erfüllt?
Wenn man auf Großfisch steht und viele viele Haie sehen will, dann ist Palau die weite Anreise auf jeden Fall wert.
Wir waren etwas überrascht, dass es – trotz der Nähe zu den Philippinen oder auch zu Indonesien – so wenig Makro-Leben zu finden gab. Shrimps sind eine Seltenheit – Anglerfische, Geisterpfeifenfische oder Schaukelfische haben wir gar nicht vor die Maske bekommen – ebenso keine Drachenköpfe oder Steinfische – Nacktschnecken sahen wir nur wenige.
Wenn man also mehr „aufs Kleine steht“, ist man in Indonesien wohl besser aufgehoben.
Spektakuläres “haireiches” Tauchen, welches man woanders kaum noch erleben kann, bietet Palau allemal.
Toller Bericht und super Fotos!
Liebe Karin,
Danke für Deinen Besuch hier.
Vielleicht können wir Dich ja auch noch zum Tauchen bekehren?
Viele Grüße,
Ralph